Heartland Collection Katalog

1) Elemente ( (primordia), Stoffe (materies), Keime der Körper (genitalia corpora), Samen der Dinge (semina rerum), Urelemente (corpora prima). Nur scheinbar bezeichnen einige dieser Ausdrücke eine organische Substanz, in Wirklichkeit meinen sie alle  den gleichen, wie  wir sagen würden: nichtorganischen Typ von Weltmaterie.

Albert Einstein (1897 - 1955), in Geleitwort zu Lukrez: Von der Natur, Artemis 1991; S. 15.

2) Kein Atom vermag das andere auch nur zu verändern. Daraus folgt ihre Unvergänglichkeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Nicht ohne Größenunterschiede bleiben sie jedes für sich weitunter der Sichtbarkeitsgrenze. Nur   in ihrer Masse - die unermesslich ist - werden sie wahrnehmbar: als Dinge, als Welten. Ihre Fähigkeit des Zusammenschlusses zu solchen Gebilden  verdanken sie  zwei weiteren  Eigenschaften; den Unterschieden ihrer Gestalt  und ihrer ständigen Bewegtheit.

Albert Einstein (1897 - 1955), in Geleitwort zu Lukrez: Von der Natur, Artemis 1991; S. 15.

3) Wenn nach Gödels Satz jedes axiomische System unentscheidbare Aussagen enthält; wenn nach Einsteins Relativitätstheorie weder eine absolute Zeit noch ein absoluter Raum existiert; wenn nach der Quantenphysik die Wissenschaft nur vage und zufallsbedingte Annäherungen an den Kosmos bieten kann; wenn nach der Unbestimmtheitsrelation die Kausalität nicht mehr taugt, um die Zukunft mit Gewissheit vorherzusagen; wenn der einzelne  nur in Besitz einer Teilwahrheit ist, dann bestehen wir alle , die wir aus denselben Atomen gemacht sind, aus Unbestimmtheit. Wir sind das Ergebnis eines Paradoxons und einer Unmöglichkeit.  Unsere Überzeugungen sind zwangsweise Halbwahrheiten. Jede Behauptung kommt einer Täuschung gleich, einer Kraftdemonstration der Lüge.

Jorge Volpi (1968): das Klingsor Paradox, btb 2003; S. 206

4) Das, was keine Form hat , durchdringt das, was keinen Hohlraum hat. Das Gleichnis vom Metzger: Fürst Hueeis Koch war damit beschäftigt, einen Ochsen zu zerwirken. Jeder Schlag seiner Hand, jedes Heben der Schultern, jeder tritt sieines Fußes, jeder Stoß seines Knies, jedes Zischen gespaltenen Fleisches, jedes Sausen des Beils, alles war in vo0lkommenen Einklang - wie der Tanz des Maulbeerbaumes, zusammentönend wie die Saiten des Tsching Schou.

Laotse (6. Jhdt.) Das Buch vom Tao

5) Ein guter Koch wechselst sein Beil einmal im Jahr - weil er schneidet. Ein gewöhnlicher Koch wechselt sein Beil einmal im Monat - weil er hackt. Ich aber führe dieses Beil neunzehn Jahre, und obgleich ich viele tausend Ochsen zerwirkt habe, ist seine Schneide so als käme sie frisch vom Wetzstein. Denn an den Gelenken sind stets Zwischenräume , und da die Schneide des Beils ohne Dicke ist, ist nichts weiter nötig, als die dickelose Schneide in den Zwischenraum einzufügen. Hierdurch findet die Klinge genügend Raum, um sich zu bewegen. So habe ich mein Beil neunzehn Jahre lang erhalten, als käme es frisch vom Wetzstein. Dennoch, wenn ich an einen harten Teil gerate, der schwer zu behandeln ist, sammele ich mich in Vorsicht. Ich hefte meine Augen daran, halte meine Hand zurück und lege meine Klinge sanft an, bis der Teil mit einem dumpfen Laut nachgibt, wie  wenn ein Erdklumpen zu Boden fllt. Dann nehme ich mein Beil Heraus, erhebe  mich, Blicke mich um und stehe befriedigt still. Hierauf wische ich mein Beil ab und lege es sorgsam beiseite.

Laotse (6. Jhdt.) Das Buch vom Tao

6) Das Eigentum, das jeder Mensch an seiner Arbeit besitzt, ist in höchstem Maße heilig und unverletzlich, weil es im Ursprung alles andere Eigentum begründet. Das Erbe eines armen Mannes liegt in der Kraft und in dem Geschick seiner Hände, und ihn daran zu hindern, beides so einzusetzen, wie er es für nötig hält, ohne dabei seinen Nachbarn zu  schädigen, ist eine offene Verletzung dieses Heiligsten Eigentums, offenkundig ein Übergriff in die wohlbegründete Freiheit des Arbeiters und aller anderen, die bereit sein mögen ihn zu beschäftigen.

Adam Smith (1723 . 1790) der Wohlstand der Nationen Bd. I , S. 10

7) Lange Lehrzeiten sind einfach unnötig. Selbst Kunstfertigkeit wie die im Uhrmachergewerbe, die weit schwieriger zu erlernen sind als einfache Handgriffe, sind nicht so geheimnisvoll, da? Sie unbedingt ein lange Ausbildungszeit erfordern müssten. Ohne Zweifel braucht es sehr langer Zeit intensiven  Nachdenkens, bis solch großartige Maschinen und selbst einzelne Werkzeuge zu ihrer Herstellung endlich erfunden sind, und man mag eine solche Erfindung deshalb auch mit Fug und Recht zu den größten Leistungen des menschlichen Geistes zählen.

Adam Smith (1723 . 1790) Der Wohlstand der Nationen Bd. I , S. 10

8)

Der tapfere Soldat ist nicht gewalttätig;

Der gute Kämpfer wird nicht zornig.

Der große Eroberer kämpft nicht (um Kleinigkeiten).

Der Gute Menschenverwender stellt sich unter die anderen.

Das ist die Tugend des Nichtstrebens.

Laotse (6. Jhdt.) Das Buch vom Tao

9) Einerseits sieht das Auge die fasslichsten Grundlinien in zwar maßlosen Dimensionen, doch in klarer Gliederung, anderseits eine unüberschaubare Fülle von Mannigfaltigkeit zierlicher Ausschmückungen, so dass dem Allgemeinsten und Einfachsten die bunteste Besonderheit gegenübersteht, wie das Gemüt, im Gegensatze der christlichen Andacht, sich ebensosehr auch in die Endlichkeit vertieft und selbst in das Kleine und Kleinliche einlebt. Diese Entzweitheit soll zur Betrachtung aufregen, dies Emporstreben ladet ein zum Erheben. Denn die Hauptsache liegt bei dieser Verzierungsart darin, die Grundlinien nicht durch die Mange und Abwechslung des Schmucks zu zerstören oder zu verdecken, sondern vollständig durch die Mannigfaltigkeit als das Wesentliche, worauf es ankommt, durchgreifen zu lassen.

Hegel (1770 - 1831), Ästhetik, Bd. II

10) Aristoteles führt als Vermutung an, wie Thales gerade auf das Wasser gekommen ist:“ Vielleicht hat Thales dies auf den Gedanken gebracht, weil er sah, dass alle  Nahrung feucht sei und das Warme selbst aus diesem (Feuchten) werde und das Lebendige dadurch lebe. Das aber, woraus etwas wird, ist das Prinzip von allem. Deswegen fasste er diesen Gedanken, und auch deswegen, weil alle Samen  eine feuchte Natur haben das Wasser aber das Prinzip des feuchten ist.

Hegel, (1770 . 1831): Vorlesung über die Geschichte der Philosophie, Bd. I.

11) Ein Getreidefeld, mäßig fruchtbar, bringt mehr Nahrung für den Menschen hervor als das beste Weideland von gleicher Größe. Obwohl sein Anbau weit mehr Arbeitsaufwand erfordert, ist der Überschuss, der nach Abzug der Kosten für das Saatgut und Arbeitslöhne bleibt vergleichsweise wesentlich größer. Wäre nämlich ein Pfund Fleisch, angenommen, immer genauso viel Wert wie ein Pfund Brot, hätte dieser erhöhte Überschuss überall einen höheren Wert gehabt und somit einen göeren Fonds für den Gewinn des Pächters und die Rente des Grundbesitzers gebildet. In den ersten Anfängen der Landwirtschaft scheint dies üblich gewesen zu sein.

Adam Smith (1723 . 1790) der Wohlstand der Nationen Bd. I.

12) „ In der Nacht des 20. Dezember 1849 tobte ein heftiger Sturm über  Mompracem, einer wilden von üblem Ruf, Nest furchtbarer Piraten, im malaiischen Meer gelegen, wenige hundert Meilen vor der Westküste von Borneo. Über den Himmel jagten, getrieben von einem unwiderstehlichen Wind, schwarze Wolkenmassen.

Emilio Salgri, Tiger von Mompracem ,

Zit. n. Eco, Die geheimnisvoll Flamme (S. 168)

14) „Doch ob den Blumen, die erhofft mein Träumen, In diesen wild zerwühlten Ackers Räumen Die Wundernahrung wird voll Glut und Kraft?“   Charles Baudelaire   Ders. in: „Die Blumen des Bösen“

15) Bei den meisten Menschen ist die Ruhe nichts als Erstarrung und die Bewegung nichts als Raserei.

      Epikur von Samos (341 - 271 v. Chr.)

16)  „Wenn du nach der Natur lebst, wirst du niemals arm. Wenn du nach den Meinungen lebst, wirst du niemals reich“. (...) „Wer der Natur folgt und nicht den leeren Meinungen, der genügt in allen Dingen sich selbst. Denn im Hinblick auf das Genügende ist jeder Besitz ein Reichtum, im Hinblick auf die unbegrenzten Begierden ist aber auch der grösste Reichtum Armut.“

Epikur von Samos

(341 - 271 v. Chr.)

17)

18) Ich entwickelte eine Schwäche für Saloons. Besonders hatte ich die Saloons von San Francisco ins Herz geschlossen. Dort gab es die herrlichsten Leckereien, die man nur begehren konnte: sonderbare Oblaten und Kekse, Käse, Würste, Sardinen - wunderbare Dinge, die ich auf unserem Tisch daheim nie zu sehen bekam... 

Jack London, John Barleycorn

19)  Was das immer Seiende ist, das kein Entstehen hat, und was das immer Entstehende, niemals Seiende; daß das eine, durch Denken mittels des Begreifens zu erfassen, immer sich gleich ist; das an-dere dagegen durch Anschein mittels der Wahrnehmung begriffs-los anzunehmen ist, als entstehend und vergehend, niemals aber wirklich seiend; daß alles Entstehende jedoch gemäß einer Ursa-che aus Notwendigkeit entsteht, denn gänzlich unmöglich sei es, daß es ohne Ursache eine Entstehung habe. Wovon nun wohl der Meister, auf das in sich Stimmige blickt

Platon, Timaios 27d-34b